Es ist fünf vor zwölf (Leserbriefe TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Die Bevölkerung von Zürich-Schwamendingen, der benachbarten Stadtquartiere und den weiteren betroffenen Gemeinden muss jetzt aufwachen, denn es ist fünf vor zwölf.   Es ist die letzte Gelegenheit, sich gegen die geplanten Südstarts geradeaus über das dicht besiedelte und kinderreichste Stadtquartier, Schwamendingen, zu wehren. Bereits die seit zehn Jahren existierenden Südanflüge reissen uns jeden Morgen um 6 Uhr aus dem Schlaf. Nun droht noch eine massiv höhere Lärmbelastung, ein noch grösseres Sicherheitsrisiko.
Maya Burri-Wenger, Zürich Präsidentin des Quartiervereins Schwamendingen

Flugplan als Wettermacher.
Der Südstart auf dem Flughafen Zürich soll künftig bei Nebel- und Bisenlage neu geradeaus über das dichtest besiedelte Gebiet im Kanton Zürich erfolgen. In dieser Zeit ersetzt er den Südstart «leftturn». Eine zweite Änderung sind Landungen bei Nordostwind, die neu ganztags ebenfalls über das Gebiet mit den meisten Bewohnern im Kanton Zürich von Süden her erfolgen sollen. Aufgrund der bereits gemachten schmerzlichen Erfahrung mit der stetig ansteigenden Anzahl von Abendanflügen über den Süden bei Ostwindlage, wage ich folgende (Wetter)-Prognose: Wir werden in den nächsten Jahren analog zu den plötzlich vermehrt auftretenden Ostwinden am Abend noch zusätzlich eine unvorhersehbare Klima- und Wetterveränderung im Grossraum Zürich erfahren. Nebel- und Bisenlage werden massiv zunehmen, und auch Nordostwind wird ab sofort an der Tagesordnung sein. Sprich: Der Flugplan und die Kapazitätsbedürfnisse werden zum Wettermacher.
Urs R. Dumermuth, Männedorf

Gegen grenzenloses Wachstum.
Ehrlich wäre, wenn klar kommuniziert würde: «Wir wollen die Kapazität am Flughafen Kloten erhöhen und ein grenzenloses Wachstum ermöglichen.» Mit den Südabflügen geradeaus, auch Straights genannt, wird die Bevölkerung im dicht besiedelten Gebiet massive Lärmemissionen hinnehmen müssen. Zählt die Lebensqualität und die Sicherheit der Anwohner gar nicht? Von unserem Regierungsrat und unseren Kantonsräten erwarte ich, dass sie sich ganz energisch für die machtlose Bevölkerung einsetzen. Ich bin mir bewusst, dass wir durch den Flughafen auch viele Vorteile haben, welche andere Kantone gerne hätten. Ein grenzenloses Wachstum darf jedoch nicht das Ziel sein.
Maja Ziörjen-Ackermann, Gockhausen BDP Bezirk Uster

Vetorecht der Zürcher Regierung.
«Abgeschlossene Sicherheitsabklärungen für Südabflüge geradeaus existieren nicht», heisst es auf Anfrage für Akteneinsicht in einem Antwortschreiben des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl). Der Bundesrat hat also die Südabflüge 16 straight im vorgezogenen ersten Teil des Sachplans Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) per Dekret ohne Sicherheitsnachweis verabschiedet. Eine höchst fragliche und verantwortungslose Vorgehensweise. Wiederum wertet der Bundesrat die Kapazitätswünsche der Luftfahrt höher ein als die Sicherheitsanliegen der Bevölkerung, wie schon 2003 bei der Notrechteinführung der Südanflüge. Wiederum setzt der Bundesrat bei der Sicherheit für die Bevölkerung fahrlässig auf von Standards der internationalen Zivilluftfahrtorganisation (Icao) abweichende Ausnahme- und Sonderregelungen. Der Flughafen erstellt die Wunschliste, und das Bazl sucht nach Schleichwegen, um die in der Flughafenkonzession enthaltenen Auflagen für einen nach IcaoVorgaben zu gestaltenden Flugbetrieb zu umgehen. Wann setzt der Zürcher Regierungsrat endlich sein Vetorecht ein gegen die unerträglichen Kapazitätswunschlisten des Flughafens und die Sicherheits-Tarnmanöver des Bundesrates?
Jean-Pierre Schiltknecht, Zollikerberg

Tages-Anzeiger, 04.07.2013, Leserforum, Seite 11