Fluglärmexport - nein danke! (Suedkurier)

Publiziert von VFSNinfo am
Im Landratsamt sorgt das Bekanntwerden von möglichen Betriebsvarianten für Kloten für dicke Luft. Sie sind im Entwurf des Schlussberichts zum Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) für den Flughafen enthalten. Der Koordinationsprozess tritt in die Endphase. Landrat Bollacher kritisiert, dass deutsche Belange ignoriert werden und signalisiert Verstimmung. Einen Fluglärmexport lehnt er kategorisch ab.

Waldshut/Kloten – Das federführende Schweizer Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZl) hat den Entwurf des Schlussberichts bei den Kantonen, Schweizer Bundesstellen und betroffenen Gemeinden zur Beratung weitergegeben. Er enthält drei Betriebsvarianten, die auf Entscheidung des Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation(UVEK), für den künftigen Betrieb des Flughafens in Betracht kommen. Die Varianten dienen laut BAZl auch als Basis für die Gespräche mit Deutschland über die künftige Nutzung des süddeutschen Luftraums. In diese Gespräche werde zudem die zwischen der Schweiz und Deutschland im Frühjahr 2008 vereinbarte Analyse der Belastungen einbezogen, die vom Flughafen ausgehen. Die Resultate der entsprechenden Berechnungen seien bis Herbst zu erwarten.

So geht es voraussichtlich weiter: Der Kanton Zürich, die Nachbarkantone, Schweizer Bundesstellen und die umliegenden Schweizer Gemeinden können bis Ende Oktober zum Entwurf für den Bericht Stellung nehmen. Anschließend wird das UVEK entscheiden, welche Betriebsvarianten den Arbeiten für das SIL-Objektblatt zugrunde gelegt werden. Das Objektblatt soll nächstes Jahr gleichzeitig mit den Richtplänen der raumplanerisch betroffenen Kantone Zürich, Aargau und Schaffhausen in die Mitwirkung gehen. Auch die Schweizer Bevölkerung soll sich zum Entwurfe äußern können. Die Genehmigung des Objektblattes und der kantonalen Richtpläne durch den Schweizer Bundesrat ist für 2012 vorgesehen.

In einer ersten Stellungnahme meldet sich der Waldshuter Landrat Tilman Bollacher – aus dem Urlaub – zu den Ergebnissen über die im SIL für den Flughafen Zürich weiter zu verfolgenden Betriebsvarianten zu Wort: „Die erklärte Marschrichtung der Schweiz, an der weiteren Nordausrichtung des Flughafens zum Nachteil Südbaden festzuhalten, wird auch im SIL-Prozess weiterverfolgt." Der sei zwar eine rein innerschweizerische Angelegenheit, dennoch erwarte man, dass die Schweiz dabei auf die berechtigten Belange des Nachbarstaats Rücksicht nehmen. Die Ergebnisse enthielten wenig erfolgversprechende Ansätze für eine einvernehmliche Regelung der nach wie vor ungelösten Frage um die Anflüge auf den Flughafen. Da sie die deutsche Position nicht berücksichtigten, könnte sie auch nicht Basis für die weiteren Gespräche in der deutsch-schweizerischen Arbeitsgruppe sein.

Zwei Varianten ignorierten die deutsche Durchführungsordnung (DVO), die für die Bevölkerung des Landkreises Waldshut den einzigen Minimalschutz darstelle, kritisiert der Landrat.

„Es ist für unseren Landkreis völlig inakzeptabel, dass sich die Mehrheit der Zürcher Kantonsbevölkerung für ein weiteres Wachstum des Flughafens ausspricht, wir dann aber auch noch die zusätzlichen Lasten des wachsenden Flugverkehrs tragen sollen", so Tilman Bollacher. Einen Fluglärmexport lehne er kategorisch ab. In diesem Zusammenhang erneuerte er die wiederholt geäußerte Bitte an die zuständigen deutschen Ministerien, dem Drängen der Schweiz nach einer Lockerung der Durchführungsordnung im Interesse der südbadischen Bevölkerung nicht nachzugeben.

Kritik kommt auch von Schweizer Fluglärmorganisationen. Der Dachverband Fluglärmschutz (DVFS) teilte mit, Pistenaus- und –neubauten würden strikt abgelehnt. „Bürgerprotest Fluglärm Ost" und „Region Ost" erwarten vom Kanton Zürich ein Bekenntnis zu einer Betriebsvariante des heutigen Pistensystems. Die Aargauer Regierung zeigte sich überrascht und befremdet über den Entwurf.

Suedkurier, 19.08.2009


Kommentar VFSN: Auch wenn wir uns wiederholen: 66% des Lärms wird von deutschen Flugzeugen erzeugt, nur 2% des Lärms fällt in Deutschland an. Die lokalen Passagierzahlen sind dieses Jahr eingebrochen, stark gewachsen ist die Zahl der deutschen Umsteiger. Oder kurz: Ein deutscher Hub auf Schweizer Boden.