Der Krise mit neuen Strecken begegnen (Handelszeitung)

Publiziert von VFSNinfo am
Die Flugpläne der Schweizer Airports für den Sommer bieten viele Neuheiten an. Heikel könnte es mit der Auslastung der Strecken werden. Gebucht wird zurückhaltend. Das könnte zu markanten Rückgängen führen.

Die Streckenvielfalt ab den drei grössten Schweizer Flughäfen wird auch für den Flugplanwechsel aufrechterhalten. Eine Übersicht der neu auf- gelegten oder wieder aufgenommenen Strecken ab Zürich, Basel und Genf offenbart, dass die Anzahl der bedienten Ziele gegenüber dem Winterhalbjahr eher aufgestockt als abgebaut wird. Das hat auch damit zu tun, dass das Sommerhalbjahr für die Aviatikbranche aus Tradition wichtiger ist.

Beispielsweise am Euroairport Basel, wo schon bald gesteigertes Flugwetter herrscht. «Mit rund 500 Abflügen pro Woche steigern wir ab Ende April die Verkehrsfrequenzen gegenüber dem Winter um rund 10%», erklärt Direktor Jürg Rämi. Dafür verantwortlich sind vor allem touristische Reiseziele im Mittelmeerraum, für die in Basel wichtige Gesellschaften wie Air France, Air Berlin, Easyjet oder Tuifly ihre Sitzkapazitäten markant vergrössert haben.

Auch an den beiden anderen Grossflughäfen dürfen sich die Passagiere im Hinblick auf den Sommerflugplan 2009 über neue Verbindungen freuen. Ab Zürich bedient etwa Swiss neu Lyon und Oslo. Montreal und Toronto mit Air Canada sowie Washington mit United heissen neben diversen europäischen Destinationen die Ziele, die in den nächsten Wochen neu ab Genf angeboten werden.

ES WERDEN AUCH FLÜGE GESTRICHEN

So viel zu den positiven Nachrichten. Neben all diesen Neuheiten (siehe Tabelle) werden für verschiedene Ziele aber auch Frequenzen heruntergefahren oder Strecken eingestellt. Dieses im Vergleich zu früheren Jahren intensivere Streichkonzert zeigt auf, dass die Branche die aktuelle Konjunkturflaute in Form eines Buchungsstaus deutlich zu spüren bekommt.

Das offenbart auch ein Gesamtvergleich mit dem erfolgreichen Vorjahr. «Die geplanten Kapazitäten im Sommer 2009 liegen leicht unter den total geflogenen Sitzplätzen im Sommer 2008», räumt etwa Jürg Rämi vom Euroairport ein. Wenn die Nachfrage nicht anzieht, werden Flüge gestrichen und die Rückstände der Passagierzahlen auf 2008 immer grösser.

Auch am grössten Schweizer Flughafen ist das stetige Wachstum der vergangenen Jahre wohl erst einmal zu Ende. Geschäftsführer Thomas Kern hat für Zürich kürzlich einen Passagierschwund um 3,5% in den ersten beiden Monaten kommuniziert. Für das gesamte Jahr erwartet die Flughafenbetreiberin Unique offiziell einen Rückgang von 3 bis 5%, was fast 1 Mio Fluggästen entspricht.

Die Airlines sind gegenwärtig noch optimistischer. Die Reduk- tion ihrer aufgelegten Kapazitäten für den Sommerflugplan 2009 entspricht laut Unique auf das Jahr hochgerechnet lediglich einem Abbau von 160\'000 Sitzplätzen.

LONDON UND LANGSTRECKEN LEIDEN

Die Auswüchse der andauernden Wirtschaftskrise zeigen sich deutlich mit dem drastisch reduzierten Angebot nach London. Swiss (zwei) und British Airways (drei) haben zusammen fünf tägliche London-Flüge ab Zürich gestrichen. Aer Lingus und Easyjet wollen mit je einer täglichen Verbindung in die Bresche springen. Noch extremer ist die Situation in Genf, wo Swiss einen der täglichen London-Flüge aussetzt sowie British Airways und Air France die Strecke gar ganz einstellen.

Deutlich bemerkbar macht sich die zurückhaltende Nachfrage momentan ebenso im Langstrecken-Bereich. Swiss hat die Frequenzen ab Zürich nach Los Angeles, Miami, Boston, Chicago, Delhi, Bombay, Schanghai und Johannesburg zwischen Ende April und Anfang Juli kurzfristig um je eine Rotation pro Woche gekürzt. Ganz aufgehoben wird per 26. April auf der Strecke zwischen Zürich und Bangkok die Verlängerung nach Singapur. Bereits nicht mehr im Sommerflugplan 2009 figuriert bei Swiss die Destination Tripolis.

Der verschärfte Wettbewerb der Anbieter um die vielfliegende Kundschaft ist gleichbedeutend mit einem Kampf der Airports um Airlines als Kunden. In Zürich setzt man diesbezüglich weiterhin auf eine hohe Qualität, die im letzten Jahr mit dem internationalen «Airport Service Quality Award» ausgezeichnet wurde. Genf und Basel wollen mit tiefen Gebühren neue Gesellschaften anlocken.

Handelszeitung, 24.03.2009