Bravo, Herr Leuenberger (Leserbriefe ZSZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Mit reichlicher Amtsmüdigkeit ist Leuenbergers Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) nach vier Jahren - die Zeit, die ein mittelmässig begabter Student für den Abschluss eines Hochschulstudiums benötigt - zum Schluss gekommen, dass der gekröpfte Nordanflug nicht realisiert wird.   Bei dieser Gelegenheit möchte ich Herrn Leuenberger fragen, ob er für die Entlassung von Bazi-Direktor Cron auch so viel Zeit benötigt. Oder war sein Versprechen, diesen Herrn nach rechtskräftiger Verurteilung nicht mehr zu beschäftigen, eher ein Versprecher?
Ich bin Bundesrat Moritz Leuenberger wirklich sehr dankbar, dass er für das württembergische Wolfsgeheule aus dem Schwarzwald so viel Verständnis aufbringt, ist doch der Wolf eine bedrohte Tierart. Weniger begreiflich ist für mich, warum er, als schweizerischer Magistrat, die Interessen der eigenen, lärmgepeinigten Bevölkerung mit so wenig Engagement vertritt. Scheinbar ist die altbewährte Hinhaltetaktik, die sich lange Zeit gegenüber unseren nördlichen Nachbarn bewährt hat, nun Maxime gegenüber der eigenen Bevölkerung geworden. Es scheint mir, in Leuenbergers Interesse und jenem seiner Partei, sinnvoll, wenn er das Dossier (F)lughafen-Politik bald in fähigere Hände legt.
BERNHARD HÄBERLE, MÄNNEDORF


Vor Deutschland gekuscht
Mit grossem Erstaunen habe ich die diversen Kommentare in den Tageszeitungen der Region Zürich im Zusammenhang mit der Ablehnung des gekröpften Nordanflugs durch das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) konsumiert. Erstaunlicherweise waren eigentlich alle Medienschaffende weder erstaunt noch erbost oder zu einer klaren Stellungnahme fähig. Warum eigentlich nimmt man derartige politische Verfehlungen so gelassen entgegen? Die Südanflüge belasten ja nicht nur eine steuerlich starke, für die Volkswirtschaft Schweiz und für den Kanton Zürich wichtige Region, sondern lassen einmal mehr die Rahmenbedingungen, für welche der Staat und die Eidgenossenschaft zu sorgen haben (Wohlstand und Wohlfahrt zu sichern) ausser Acht. Aber schlimmer noch! Unserem obersten Volksvertreter und Verkehrspolitiker, Bundesrat Moritz Leuenberger, wurde dutzenden von Meetings und Reisen auf Staatskosten die Chance gewährt, seine peniblen Versuche in Verhandlungen mit überlegenen deutschen Delegierten einmal mehr zu beweisen. Seine politische Unfähigkeit der Verhandlungstechnik hatte er bereits am ersten Verhandlungstag bewiesen, indem er ohne Unterhändler oder politisches Verhandlungsdossier angereist war. Nun wurden aber in den letzten fünf Jahren weitere Staatskosten verschleudert, indem man eine Planung des gekröpften Nordanflugs dem Departement Leuenberger und seines Atlatus Cron übergab. Cron, ein gestrauchelter Wirtschaftsmann mit einer Vorgeschichte, als neutralen Mann und Vertreter des Volkes zu nominieren, hat sich als falsch erwiesen. Es dauerte Jahre, bis man dem Anflugsverfahren die Untauglichkeit beschien. Warum bin ich nicht erstaunt? Das Dossier war politisch zu heikel für unseren Bundesrat Leuenberger. Wie könnte man Deutschland erklären, dass der Gekröpfte machbar sei? Also lässt man das Dossier als zu riskant und sicherheitsgefährdend fallen!
Selbst in der Wirtschaft werden irgendwann gescheiterte Manager mit Drang zur Macht und Selbstüberschätzung fallen gelassen. Marcel Ospel musste spätestens bei der zweiten Sanierungsmassnahme eingestehen, dass er das Ruder nicht mehr wenden kann. Moritz Leuenberger darf währenddessen - ohne mediale Kritik, auf Staatskosten und mit dem Lohn der Steuerzahler aus der Schneise - weiter politisieren. Es wäre schön, wenn die Medien doch auch mal wieder nicht nur der Wirtschaft, sondern auch der Politik gegenüber etwas kritischer eingestellt wären. Wirtschaftliche Politiker haben ja leider bereits die Politik verlassen.
GREGOR GREBER, ÜRIKON
 

Gipfel des Zynismus
Zu gefährlich sei der gekröpfte Nordanflug, findet das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl). Gefährlich für wen? Bazl-Direktor Cron und seinem Chef Leuenberger rate ich, ihre Gehirne einzuschalten, bevor sie solchen Schwachsinn zu Papier geben. Gefährlich ist es, wenn über dichtest besiedelte Gebiete An- und Abflugschneisen führen. Muss sich erst ein Unfall ereignen, bevor allen klar wird, dass unser per Notrecht ausgehebelter Richtplan genau diese Gefahr längst erkannt hatte? Das macht aber nichts, sowohl Herr Cron (Fall Batigroup) als auch sein Chef (Fall Brumann) haben in jüngster und junger Vergangenheit gezeigt, wie man sich aus der Verantwortung stiehlt, wenn man für sein Tun zur Rechenschaft gezogen wird. Leider haben wir es hier mit einem Magistraten und seinem Direktor zu tun, die nicht in der Lage oder nicht gewillt sind, die Interessen der Schweizer Bevölkerung wahrzunehmen und speziell auch gegenüber unserem nördlichen Nachbarn mit Nachdruck zu vertreten. Aus diesem Grund lege ich Herrn Cron und seinem Chef den sofortigen Rücktritt nahe.
KASPAR STEIGER, UETIKON AM SEE
 

Inkompetentes Bazl?
Vor einigen Wochen stand in der führenden Aviatik-Zeitschrift «Aviation Week and Space Technology» ein umfassender Bericht über die neuen Möglichkeiten von Präzisionsanflügen. Einige Airports haben diese bereits eingeführt, andere sind in Planung. Hervorgehoben werden die Möglichkeiten in schwierigem Gelände, die Lärmverminderung, der damit verbundene niedrigere CO2-Ausstoss (grüner Approach), die rasche Zunahme von Flughäfen im Einsatz und in Planung mit den neuen Hilfsmitteln, deren Einsatz ja nun wirklich vor der Türe steht. All dies scheint heim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) nicht richtig angekommen zu sein - man scheint dort die Zukunft noch nicht angehen zu wollen. Oder fehlt schlicht und einfach der Wille, sich dieses Know-how anzueignen im Wissen, dass ja doch politisch entschieden wird? Nebenbei: Was heisst schon ein viermal höheres Risiko? Gemäss BazlDirektor Cron soll das Risiko in Zürich um 70 Prozent steigen, würde der von Unique beantragte gekröpfte Nordanflug eingeführt. 70 Prozent von was? Bei einem angenommenen Risiko von 0,01 Prozent ergeben die 70 Prozent dann 0,017, also eine Zahl in der dritten Kornmastelle. Da hätte man fundiertere Aussagen erwartet.
ULRICH RAAFLAUB, HERRLIBERG
 
Der Süden wird niemals aufgeben

Zum Kommentar «Der Süden hat verloren» (Ausgabe vom 4. Juli)
Entgegen der Meinung von Benjamin Geiger wird die Bevölkerung im Süden des Flughafens die widerrechtlichen Südanflüge niemals akzeptieren und schon gar nicht «auf absehbare Zeit damit leben müssen». Wir werden alle nur möglichen Rechtsverfahren in Gang setzen. Raymond Cron hat sich unter dem Deckmantel «Sicherheit» eine grossartige Ausrede verschaffen können, seine aviatischen Kenntnisse nicht vertiefen zu müssen, schliesslich ist der Direktor des Bundesamts für Zivilluftfahrt von Haus aus ja Baufachmann.
Ja, das Schlagwort Sicherheit. Safety first sollte doch nicht nur für die Menschen in der Luft gelten, sondern auch für die Bewohner unter einer Anflugschneise. Offenbar werden Letztere als Quantite negligeable empfunden. Die 30 000 Schwamendinger freuen sich!
Kommentator Benjamin Geiger mahnt, man könne ja kaum so zynisch sein und verlangen, einen risikoreichen Anflug durchzuführen, nur um eine Region ausschlafen zu lassen. Damit stellt er die Haltung des Bazl stillschweigend als zutreffend dar, ohne aber auch nur mit einem Wort zu erklären, warum dies der Fall ist. Warum soll aber ein Verfahren, das überall auf der Welt praktiziert wird, für die Schweiz untauglich sein?
URSULA HOFSTETTER, FORCH
 

Rote Karte für Cron und Leuenberger
Ohne mit der Wimper zu zucken wird der gekröpfte Nordanflug abgelehnt. Aus Sicherheitsgründen und weil auf Sichtanflug geflogen werden müsste, wie es so schön heisst. Die widerrechtlichen Südanflüge auf Sicht wurden im Jahr 2003, als es das ILS 34 noch nicht gab, aber blitzartig eingeführt. Und zwar über das dichtbesiedeltste Gebiet der Schweiz. Das interessierte die beiden Herren Verantwortlichen, BazlDirektor Cron und Bundesrat Leuenberger, die Sicherheit keinen Deut!
Wir wissen alle, dass der gekröpfte Nordanflug technisch machbar ist und auch von Unique und dem Zürcher Regierungsrat befürwortet wird. Dann behauptet Cron noch, dass es keine politische Entscheidung sei? Für wie dumm hält er das Volk? Es ist ganz klar eine politische Entscheidung, weil man es mit Deutschland nicht vergeigen möchte. Wie lange noch lassen wir uns von Deutschland in die Knie zwingen?
700 Personen in Hohentengen (D) werden von ihren Politikern geschützt. Wo bleibt da der Einsatz und der Schutz unserer Verantwortlichen? Darum die rote Karte für Leuenberger und Cron!
ANITA VALENTINO-METTLER, DÜBENDORF

ZSZ, 09.07.2008

"