Kein Interesse an einer Lösung (VFSN)

Publiziert von VFSNinfo am
Gratis und franco wurde die Erarbeitung und Implementierung einer technischen Lösung der An- und Abflugprobleme Unique und dem BAZL angeboten. Neue Technologien könnten zehntausende von Menschen entlasten. Doch mit vorgeschobenen "safety first" und "Kapazitätsproblemen" wird jede Innovation vom BAZL abgeblockt, mit tatkräftiger Unterstützung der Verbände von Fluglotsen und Piloten - wie lange noch?

Thomas Morf

Eine solche Konzentration von Kompetenz ist selten anzutreffen. Entsprechend gross war das Interesse der Wirtschaft und der Aviatik an diesem exzellenten, durch den Verein Pro Flughafen organisierten Anlass. Noch grösser war das Erstaunen der Zuhörer, als sie vernahmen, in welchem Tempo sich die Navigationstechnologie entwickelt und bereits eingesetzt wird - ausserhalb der Schweiz. Die wirtschaftlichen, ökologischen und sicherheitsrelevanten Vorteile mit den neuen Anflugverfahren (green Approach) sind enorm, wie die von den Experten präsentierten Praxiszahlen eindrücklich aufzeigten. 

Die Schweiz ein aviatisches Entwicklungsland

John Walker, General Manager der auf RNP-Anflüge (Required Navigation Performance, RNP) spezialisierten US-Firma Naverus und Lars Lindberg, von der auf Anflugverfahren spezialisierten Firma Avtech in Schweden, zeigten auf, welche Ergebnisse am Airport Chicago (USA), in Brisbane (Australien) und weiteren Flughäfen erreicht wurden. Die Erfolge sind so eklatant, dass der grösste amerikanische Lowcost-Carrier 175 Millionen Dollar investiert, um zukünftig alle 64 von ihm bedienten Flughäfen mit RNP anfliegen zu können. Southwest Airlines rüstet ihre 500 Flugzeuge um und Quantas will RMP auf allen Flughäfen des Landes implementieren. Ein ähnliches Projekt verfolgt die SAS in Schweden. In Europa "fliegt" SESAR (Single European Sky Air Traffic Management Research) in die gleiche Richtung. Warum ist das Interesse an dieser Entwicklung bei den Verantwortlichen der Schweizer Aviatik so gering? Die im Rahmen von SESAR entwickelten Konzepte, inkl. der neuen Technologien, die zu deren Umsetzung zwingend notwendig sind, werden in den nächsten Jahren umgesetzt. Die Schweiz wird sich dieser Entwicklung nicht entziehen können, ob es ihr passt oder nicht.

Kein Interesse an einer Lösung der Flughafenproblematik

Die Schweiz hätte eine Pionierrolle bei der Einführung der neuen Technologien einnehmen können, aber die Bereitschaft dazu war nicht vorhanden. Olaf Dlugi, Vorsitzender des SESAR Exekutivkomitees, versteht die Schweiz nicht mehr: "Ich habe dem BAZL und Unique (CEO J. Felder) angeboten, mit den besten europäischen Experten eine Lösung im Rahmen von SESAR für Zürich zu erarbeiten, ohne Kostenfolge für die Schweiz“. Auf das Angebot wurde nicht einmal eingegangen, das Interesse an einer Lösung ist offensichtlich nicht vorhanden. Dabei könnten mit RNP und einem «grünen Landeanflug» (Continuous Descent Approach, CDA ) die Probleme rund um den Flughafen Zürich weitgehend gelöst werden. Der gekröpfte Nordanflug könnte als Präzisionsanflug durchgeführt, die Lärmbelastung bei einem geraden Nordanflug über Deutschland nahezu halbiert werden.

SIL muss ausgesetzt werden

Bei den rechtlichen Ausführungen von Prof. Dr. Urs Saxer, Titularprofessor für Völkerrecht, Staatsrecht, Verwaltungsrecht und Medienrecht an der Universität Zürich stand u.a. eine zentrale Frage im Raum: Warum wird der SIL (Sachplan Infrastruktur Luftfahrt) vom UVEK im Moment so forciert? Im Expertengremium war man sich einig, solange kein letztinstanzliches Urteil der Schweizer Klage gegen die DVO vorliegt und die Möglichkeiten der neuen Navigationstechnologien nicht in die Planung miteinbezogen sind, solange sollte der SIL-Prozess nicht abgeschlossen werden.

siehe auch:
SIL muss gestoppt werden! (VFSN)