Stellungsnahmen zur Initiative (ZOL)

Publiziert von VFSNinfo am
3 Stellungsnahmen zur Plafonierungsinitaitive und zum Gegenvorschlag:

Thomas Morf: Ja zum Flughafen und zur Vernunft

Der Verein Flugschneise Süd - Nein (VFSN) wie auch alle anderen Bürgerorganisationen empfehlen zwei Mal ein Ja - ein Ja zur Volksinitiative und ein Ja zum Gegenvorschlag. Bei der Stichfrage bevorzugen wir unsere Volksinitiative.
Es ist unbestritten, der Flughafen ist eine notwendige und wichtige Verkehrsinfrastruktur. Wenn aber die Schweizer Wirtschaft und Bevölkerung in einigen Jahren noch einen qualitativ hoch stehenden Flughafen will, dann muss dem einseitigen Streben nach Quantität und Gewinnmaximierung durch die Luftfahrtindustrie am 25. November eine Absage erteilt werden. Ginge es nach dem Bundesrat und der Luftfahrtlobby, so würden bis in einigen Jahren jährlich 450\'000 Flugzeuge - das ergibt 72 Flugzeuge pro Betriebsstunde - in Zürich landen und starten! Das sind 67 Prozent mehr Flugbewegungen, Emissionen und Gefahren als heute. Wenn Ihre nächste Ferienreise mit Chaos und Verspätung beginnen soll, dann stimmen Sie Nein zur Volksinitiative und dem Gegenvorschlag. Wenn Sie aber entspannt in einem qualitativ hoch stehenden Flughafen in Ihre Ferien starten wollen, dann stimmen Sie für eine Begrenzung der Flugbewegungen und eine Ausdehnung der Nachtruhe. Damit bekennen Sie sich zu einem Flughafen mit Qualität und Vernunft, aber auch zu einem Kanton Zürich, der nicht unter einem permanenten Fluglärmteppich begraben ist.
Die Volksinitiative wie auch der Gegenvorschlag sind unverbindlich. In beiden Vorlagen wird lediglich festgehalten, dass der Kanton Zürich beim Bund «darauf hinwirkt», dass etwas nicht überschritten beziehungsweise eingehalten wird. Die Plafonierungsinitiative wird nie einen volkswirtschaftlichen Flurschaden anrichten, der Flughafen Zürich muss deswegen nie geschlossen und kein einziger Flug je gestrichen werden. Niemand muss auf seinen Ferienflug verzichten - solche Groundings kann nur die Luftfahrtlobby mit ihrem Hang zum Grössenwahn vollbringen. Eine Annahme der Initiative führt nie zum Verlust von tausenden von Arbeitsplätzen oder zu anderen, von den Gegnern der Initiative angedrohten Schreckensszenarien.
Es ist sehr wichtig, dass alle vom Fluglärm Betroffenen, alle, die für Vernunft und gegen Masslosigkeit eingestellt sind, und alle, denen unsere Lebensgrundlagen und ein gesundes Klima ein Anliegen sind, am kommenden 25. November ihren Willen an der Urne zum Ausdruck bringen und ein Zeichen gegen überbordendes Wachstum setzen. Darum ist der Volksinitiative wie auch dem Gegenvorschlag unbedingt zuzustimmen - zwei Mal Ja.
Wir benötigen keinen Ballermann-Hub der Air Berlin, keinen Afrika-Hub der Lufthansa und nicht alle 36 Sekunden einen Start oder eine Landung in Zürich. Wir wollen keine bedeutende europäische Drehscheibe für den Weltluftverkehr mit über 10 Millionen Umsteigepassagieren in Zürich. Wir wollen einen Flughafen mit Vernunft - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Darum zwei Mal Ja und bei der Stichfrage die Volksinitiative.

Thomas Morf ist Präsident des Vereins Flugschneise Süd - Nein (VFSN)



Ruedi Lais: Grenzen für den Luftverkehr

Seit über 20 Jahren belastet der Streit um Fluglärm und Bauverbote immer mehr Gemeinden. 1995 stimmte das Volk dem Ausbau des Flughafens für zukünftige 250\'000 Flugbewegungen pro Jahr zu. Als diese Zahl massiv überschritten wurde und Deutschland seine Grenzgemeinden energisch zu verteidigen begann, wurde der Fluglärmstreit unlösbar. Seit dem Grounding von 2001 ist die Verkehrsmenge rückläufig. Ohne Privatfliegerei finden derzeit noch 220\'000 Flugbewegungen statt. Es ist Zeit, dem Luftverkehr Grenzen zu setzen und so eines der schwierigsten politischen Probleme des Kantons zu entschärfen. Wachstumsfieber tötete Swissair Die Swissair ist nicht an mangelndem Wachstum gescheitert - ganz im Gegenteil! Ihr Untergang im Wachstumsfieber hat uns Tausende von Arbeitsplätzen und einige Milliarden Franken gekostet.
Ein erneuter Ausbau Klotens zu einer «grossen europäischen Drehscheibe des Weltluftverkehrs» (Ziel gemäss Bundesrat) würde kurzfristig zwar Arbeit schaffen, uns aber erneut in eine grosse Abhängigkeit vom Luftverkehrsgeschäft bringen. Dumpingpreise für Flugtickets füllen zwar die Flugzeuge, bringen dem Luftverkehr aber jedes Jahr Milliardenverluste.
Wird der Luftverkehr in Zukunft ähnlich besteuert wie das Autofahren, so ist der Massenverkehr in der Luft nicht mehr möglich. Es ist somit für den starken Wirtschaftsstandort Zürich unvernünftig, auf ein Mengenwachstum dieser riskanten Branche zu setzen. Wohnqualität ist wichtiger Faktor Zürich ist seit Jahren weltweit der beste Ort, um zu wohnen, zu arbeiten, sich zu erholen und auszubilden. Die Wohnqualität ist ein weit wichtigerer Faktor für die Standortgunst Zürichs als die wenigen von einer längeren Nachtruhe betroffenen Früh- und Spätflüge. Dem Luftverkehr Grenzen setzen ist der richtige Weg, um die Qualitäten Zürichs zu erhalten.
Der Luftverkehr ist in der Schweiz für zirka 14 Prozent der problematischen Abgas-Effekte verantwortlich. Im Gegensatz zur Heizung, dem Autoverkehr oder der Energieerzeugung sind beim Luftverkehr keine Alternativen zum Erdöl vorhanden. Eine wirksame Klimapolitik verlangt deshalb nach einer Beschränkung des Luftverkehrs. Nutzlose ZFI-Formel Der Gegenvorschlag des Kantonsrates bringt neben der dubiosen, nutzlosen ZFI-Formel die siebenstündige Nachtruhe und einen Marschhalt bei 320\'000 Flugbewegungen. Für eine politische Lösung des Fluglärmproblems braucht es Wachstumsgrenzen, ein doppeltes Nein könnte als Zustimmung zu grenzenlosem Wachstum verstanden werden. Deshalb empfiehlt das Initiativkomitee - wie auch die SP -, 2-mal Ja zu stimmen und in der Stichfrage die Initiative anzukreuzen.

Ruedi Lais, Wallisellen, ist SP-Kantonsrat und Mitglied des Initiativkomitees. 



Karin Lenzlinger: Wachstumskiller für die Wirtschaft  

Unehrliche Propaganda und falsche Zahlen verschleiern die Wahrheit: Die Forderungen der Plafonierungsinitiative zerstören Arbeitsplätze und gefährden den Wirtschaftsaufschwung. Mit der Annahme des Gegenvorschlages haben die Zürcherinnen und Zürcher eine Chance, den Grundstein für eine vernünftige Flughafenpolitik zu legen.
Stellen Sie sich vor, es ist der 2. Dezember 2007, und für den Rest des Jahres starten und landen keine Flugzeuge mehr in Zürich. Die Badeferien über Weihnachten sind gestrichen, Südfrüchte gibts keine mehr im Supermarkt, und die ausländischen Skitouristen bleiben auch aus. So kann man etwas überspitzt die Wirkung der Plafonierungsinitiative beschreiben, denn am 2. Dezember werden voraussichtlich 250\'000 Flüge am Flughafen Zürich erreicht, die Marke, bei der die Initianten dem Flugbetrieb einen Deckel aufsetzen wollen.
Mit falschen Statistiken gaukeln die Befürworter der Initiative vor, dass die Zahl von 250\'000 Flugbewegungen seit dem Jahr 2000 erst zweimal, nämlich in den Jahren 2000 und 2001, erreicht worden sei. Bei ihren Berechnungen haben sie ganz einfach alle Privat- und Transportflüge gestrichen! Tatsache ist: Die Plafonierungsgrenze von 250\'000 Flügen ist seit 2000 in jedem Jahr überschritten worden. 2007 werden voraussichtlich knapp 270\'000 Flüge erreicht.
Eine gern verbreitete Halbwahrheit ist der angeblich nicht existierende Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Flugbewegungen. Natürlich sind es nicht die Flugzeuge, sondern die Flugpassagiere, die in der Schweiz Arbeitsstellen schaffen. Die Folgen eines abrupten Passagierrückganges haben wir hoffentlich aus der Zeit nach dem Swissair-Grounding noch in Erinnerung: Durch den Rückgang der Passagierzahlen um fast sechs Millionen verloren etwa 6000 direkt am Flughafen beschäftigte Frauen und Männer ihren Job. Auch viele Zuliefer-Firmen waren betroffen: In der eigenen Firma konnte zum Beispiel nach dem Grounding ein 20-prozentiger Rückgang beim Personal und mehr beim Umsatz festgestellt werden.
Doch nicht nur die Anzahl der Flugpassagiere ist wichtig. Auch das Netz von Direktverbindungen, die uns mit der Welt verbinden, ist für den Wirtschaftsstandort Zürich entscheidend. Die Flughafengegner verschweigen, dass mit einer Nachtflugsperre von neun Stunden ein Betrieb des Flughafens als internationale Drehscheibe nicht mehr möglich ist. Insbesondere Interkontinentalverbindungen nach Asien und Südamerika würden wegfallen. Die Plafonierungsinitiative degradiert den Flughafen Zürich zum Regionalflughafen.
Der Gegenvorschlag des Kantonsrates ist ein Ausweg aus dem ewigen Streit um den Fluglärm: Der Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) begrenzt den Fluglärm, anstatt die Flüge zu zählen. Die Nachtflugsperre wird auf sieben Stunden ausgedehnt. So wird der Flughafen zwar eingeschränkt, aber der Flugbetrieb nicht verunmöglicht. Mit einem Ja zum Gegenvorschlag schaffen wir die Grundlage für eine vernünftige und transparente Flughafenpolitik.

Karin Lenzlinger, Nänikon, ist Delegierte des VR und CEO der Firma Lenzlinger & Söhne AG.


ZOL, 14.11.2007:
Ja zum Flughafen und zur Vernunft
Grenzen für den Luftverkehr
Wachstumskiller für die Wirtschaft