Mit Baby und einem neuen Komitee für und wider die Plafonierung (NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Lancierung der Abstimmungskampagnen – bürgerliches Engagement für den Gegenvorschlag

Befürworter und Gegner der Plafonierungsinitiative haben ihren Abstimmungskampf lanciert. Die Initianten legen das Gewicht auf die verlängerte Nachtruhe. Die Gegner legen sich trotz dem Nein von Flughafen und Swiss für den Gegenvorschlag «ZFI plus» ins Zeug.

ark. Früher als ursprünglich geplant hat der Förderverein «für eine realistische Flughafenpolitik» am Donnerstag in Opfikon die Abstimmungskampagne für die gleichnamige Initiative lanciert. Diese fordert für den Flughafen Zürich maximal 250\'000 Flugbewegungen jährlich und einen Ausbau der Nachtruhe von heute sechs Stunden (minus eine halbe Stunde Verspätungsabbau) auf neun Stunden. Am kommenden 25. November wird das Zürcher Volk über das Begehren zu befinden haben. Hauptmotiv auf dem Werbematerial ist ein schlafendes Baby, dem ein Gehörschutz aus Militärbeständen übergestülpt wurde.

«Kein»

Mit der Forderung «Ja zu 9 Stunden Nachtruhe» konzentrieren sich die Initianten auf ein verlängertes Nachtflugverbot, während die Beschränkung der Bewegungszahl erst in zweiter Linie propagiert werden soll. Vereinspräsident Stefan Wey erklärte in Opfikon, die seines Erachtens zu kurze Nachtruhe sei der Punkt, welcher der Bevölkerung am stärksten zu schaffen mache. Er betonte im Übrigen, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Flugbewegungen und der Prosperität der hiesigen Wirtschaft gebe. Die Initianten wollten einen starken Flughafen, aber weniger Umsteigepassagiere und namentlich keinen «Ballermann-Hub». Laut Mitinitiant Ruedi Lais stehen dem Komitee gut 250\'000 Franken zur Verfügung.

Nicht untätig bleiben auch die Gegner der Vorlage. Sie haben bereits vor Monatsfrist am Flughafen erste Plakate ausgehängt. Es handle sich hier erst um die Vorkampagne, sagte Georg Schellenberg, ehemaliger Kantonsrat und Präsident der IG Flughafen. Die Plakate appellieren an das konsequente Verhalten der Stimmbürger: «Wer fliegt, stimmt Nein», lautet der Claim der IG Flughafen. Diese finanziert die Kampagne mit ihrem gesamten Vereinsvermögen von rund 200\'000 Franken, wie Schellenberg erklärt.

Koordinierte Kampagne der Gegner

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, haben sie ein Komitee aus bürgerlichen Politikern und Wirtschaftsvertretern gebildet. Im Co-Präsidium sitzen die SVP-Vertreter Nationalrat Max Binder und Ständerat Hans Hofmann, von der FDP Kantonsrat Beat Walti, der Präsident des kantonalen Gewerbeverbands Robert Gubler, der Kuoni-CEO Armin Meier, Karin Lenzlinger, CEO des gleichnamigen Unternehmens mit Sitz in Nänikon, und Kaspar Wenger, Geschäftsleitungsvorsitzender von Holcim Schweiz. Koordiniert werden die Aktivitäten des Komitees «Lebendiges Zürich» vom Geschäftsführer der Pro Flughafen, Christian Bretscher. Dieser erklärte auf Anfrage, man sammle derzeit Geld für die Finanzierung der Hauptkampagne. Er hoffe, dass noch einmal so viel zusammenkomme, wie die IG Flughafen investiere. Insgesamt wäre das demnach ein Budget von rund 400 000 Franken.


Der «ZFI plus» ist hüben wie drüben umstritten

ark. Während die Parolen zur Plafonierungsinitiative hüben und drüben klar gefasst werden, tun sich Gegner und Befürworter der Initiative teilweise schwer mit dem Gegenvorschlag «ZFI plus». Vor kurzem hat sich die Flughafen Zürich AG im Einklang mit Swiss vom «ZFI plus» distanziert. Diese Ablehnung hat auf bürgerlicher Seite nicht nur eitel Freude ausgelöst. Das Komitee «lebendiges Zürich» wird in seinem Abstimmungskampf für ein Ja zum Gegenvorschlag plädieren, markiert aber gleichzeitig Verständnis für die Position der beiden Unternehmen, die gegen jegliche Beschränkung ihrer Tätigkeit votieren. Auch auf Seiten der Kritiker ist der Umgang mit dem «ZFI plus» nicht für alle Beteiligten gleich einfach. Das Initiativkomitee konnte gestern noch keine Parole zum Gegenvorschlag präsentieren. Dem Vernehmen nach werden die grossen Bürgerinitiativen im Süden und im Osten für ein doppeltes Ja plädieren, während der Vorschlag im Norden durchs Band abgelehnt wird. Noch völlig offen ist auch, wie der wichtige Schutzverband in den Abstimmungskampf steigt.

NZZ, 24.08.2007



siehe auch:
Mit einem Baby gegen den Fluglärm (TA)
«Ein wenig Fluglärm verträgt jeder» (ZU)