Es ist nur noch eine Frage der Politik (ZOL)

Publiziert von VFSNinfo am

Informationsveranstaltung zum Fluglärm stiess auf reges Interesse bei der lärmgeplagten Bevölkerung

Gestern Abend informierten «Schneiser» Thomas Morf und Usters Stadtpräsident Martin Bornhauser über den Fluglärm. Es zeigte sich, dass der gekröpfte Nordanflug im Süden auf Zustimmung stösst

Roman Spörri

Rund 200 Personen liessen sich gestern Abend im Stadthofsaal Uster vom Präsidenten des Vereins Flugschneise Süd - Nein VFSN, Thomas Morf, und dem Ustermer Stadtpräsidenten, Martin Bornhauser, über neue Flugrouten über dem Zürcher Oberland informieren. Morf strich in seinem Referat heraus, dass der gekröpfte Nordanflug möglich sei. «Es ist nur noch eine politische Frage, keine technische mehr», sagte er kämpferisch. Anhand von Gutachten und Flugrouten zeigte der Präsident der Bürgerprotestbewegung, dass dem Anflug vom Aargau entlang der deutschen Grenze nichts mehr im Wege steht. In letzter Zeit war die Rede davon, dass die Flugzeuge beim Anflug auf den Flughafen Zürich-Kloten einen Abstand von 6,4 Kilometern einhalten müssten. «Das ist nirgends festgehalten», so Morf. Dieser Abstand müsse nicht eingehalten werden und wenn, dann wäre nicht die Landesgrenze, sondern die Grenze der Lufträume massgebend, welche viel weiter im Norden liegt. Der «Gekröpfte» könne also nicht mit einer Abstandsforderung vom Tisch gefegt werden, folgerte Morf.

Warnung vor Rechtsunsicherheit

Der VFSN Präsident verstand es gut, die Bedenken der Bevölkerung zu zerstreuen. So zeigte er, dass zwischen Wirtschaftswachstum und Flugbewegungen kein Zusammenhang bestehe. Mit den Bedenken in Sachen Sicherheit - die Flugzeuge fliegen beim Südanflug über dicht besiedeltes Gebiet   appellierte er an die Anwesenden, sich für ihre Rechte zu wehren. «Die Rechtsverweigerung und Missachtung von Rechten, die wir in diesem Streit erleben, kann morgen schon Sie betreffen», prophezeite Morf. Wer jetzt nur am Rande vom Fluglärm betroffen sei, solle sich mit den Betroffenen solidarisieren. Die Botschaft kam beim Publikum an, und auch Stadtpräsident Bornhauser sparte nicht mit scharfen Worten. Der Stadtrat hat einen Forderungskatalog verabschiedet, in dem unter anderem eine Plafonierung der Flugbewegungen, der teilweise Anflug von Norden über deutsches Gebiet und ein Nachtflugverbot enthalten sind. Er wolle sich für die Beibehaltung der Lebensqualität in der Stadt Uster einsetzen, versprach Bornhauser. Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass das Fliegen «einfach zu billig» sei. Im Sinne der Nachhaltigkeit müsse die Zahl der Flüge beschränkt werden. Morf wies bei der Anzahl Flüge darauf hin, dass der unter dem Namen SIL bekannte Sachplan Infrastruktur Luftfahrt von 450000 Flugbewegungen pro Jahr ausgehe. Und dies, obwohl die Flugbewegungen seit dem Jahr 2000 von rund 290000 auf 220000 gesunken sind [Anmerkung VFSN: Diese Zahlen betreffen den Linien und Charterverkehr, also ohne GA].

«Trotzdem ein schöner Anflug»

Stephan Oehen, der beim Fluglärmforum Süd engagiert ist, moderierte den Abend souverän. In der anschliessenden Fragerunde konnte er vielen Betroffenen das Wort geben. Eine Immobilientreuhänderin aus Dübendorf dementierte die Annahme, dass Liegenschaften in der Südanflugschneise immer noch attraktiv seien. Bei der Frage nach dem Engagement forderte Morf die Anwesenden auf, sich mit Briefen und Unterschriften zu engagieren. «Wir müssen so lange Druck machen, bis der Nordanflug geflogen wird», sagte Morf.

Ein im Publikum anwesender Pilot der Swiss bestätigte Morfs Angaben, dass der gekröpfte Nordanflug problemlos geflogen werden könne. Verglichen mit den Anflugregimes andernorts sei dieser ein Kinderspiel. Bei Morfs Suggestivfrage, wie er selber den Südanflug über dicht besiedeltem Gebiet erlebe, wollte der Pilot aber nicht nach dem Gusto des VFSN-Präsidenten antworten «Das ist der schönste Anflug, den es gibt», sagte er.

ZOL, 07.02.2007, Seite 2


«Gekröpfter Nordanflug JA» war die Botschaft von Stephan Oehen, Martin Bornhauser und Thomas Morf (von links)