Den ZFI durchschaut (ZFI-Leserbriefe II)

Publiziert von VFSNinfo am
Die Lesebrief-Flut zu Rita Fuhrers seltsamen Optik ihrer angeblich so erfolgreichen ZFI-Road-Show reisst nicht ab. Damit es nicht völlig unübersichtlich wird, hier eine zweite Serie von Leserbriefen:

Ergänzt am 19.10.06


Den ZFI durchschaut

Laufend belügt Rita Fuhrer die Bevölkerung, und die Journalisten drucken diese Lügen. ohne sie kritisch zu hinterfragen. Fuhrer behauptet, bei einer Annahme der Flughafeninitiative würde sie einen Brief nach Bern schreiben. der dann abgeschmettert würde. Dies sei die einzige Massnahme. die die Initiative nach sich ziehen wurde. Frau Fuhrer nimmt die Sorgen der Bevölkerung nicht ernst. Bei einer Annahme der Flughafeninitiative müsste sie sich für einen Plafond und eine neunstündige Nachtruhe einsetzen, nicht nur ein Briefchen schreiben. wie sie wiederholt betonte.
Sie behauptet, der ZFI löse Jahr für Jahr neue Massnahmen aus, gleichzeitig sagt sie aber, der Kanton könne allein gar keine Massnahmen ergreifen.

Rodolfo Valentino, Dübendorf

 

Wirtschaft boomt trotz sinkender Flugbegwegungen

Zum Abschuss ihrer mehrwöchigen Tour durch den Kanton Zürich hat unsere Volkswirtschaftsdirektorin verlauten lassen, dass das Volk den ZFI verstehe, dies obwohl Frau Fuhrer selbst den Zürcher Fluglärm-Index nicht versteht.

Auch ich habe den ZFI verstanden. Die Vorgabe des Regierungsrates für die Lärmexperten war, dass 325\'000 Flugbewegungen in Zürich-Kloten möglich sein müssen und damit nicht mehr als 47\'000 Personen belästigt werden dürfen - eine Grösse welche fast der Bevölkerungszahl der Stadt Biel entspricht.

Wir Betroffenen in Dübendorf, wurden aus dem Index geworfen, da wir erst seit 2003 mit zusätzlichem illegalem Fluglärm belastet werden und daher zu überempfindlich reagieren würden. Weiter ist klar, dass wenn der Fluglärm durch neue Technik nur minimal abnehmen würde, dies ausschliesslich dem Flughafen zugute kommen wird, der dann ungehindert noch mehr Flüge abwickeln könnte.

Der ZFI ermöglicht bei einer Reduktion des Dauerschallpegels um drei Dezibel eine Verdoppelung der Flugbewegungen, ohne dass der Regierungsrat je eine Massnahme ergreifen müsste.

Für mich ist klar, dass der ZFI rein dem Schutz des Flughafens dient. Darum werde ich für die Volksinitiative stimmen, denn über diese Werte haben wir 1995 abgestimmt.

Weiter beweist die aktuelle Statistik des Flughafens, dass die Verkehrszahlen weiterhin sinken und die Wirtschaft dennoch boomt. Seit Januar 06 bis September 06 wurden lediglich 166\'762 Linien und Charter-Flüge abgewickelt, was auf das Jahr 2006 hochgerechnet 222\'350 "unverzichtbaren" Starts und Landungen entspricht.  Also reichen die 250\'000 Flugbewegungen alle mal aus, ohne dass die die Wirtschaft zu Schaden kommt.

Peter Dünner, Dübendorf

Glattaler, 13.10.2006


Schlafen bei Weckerlärm

Man muss die komplizierte ZFI-Formel gar nicht verstehen um zu wissen wie unsinnig dieser ZFI ist. Es genügt, die Ansätze unter die Lupe zu nehmen, auf denen der ZFI basiert. So soll es bei einem Überflug von 90dB nur bei 10% der Bevölkerung zu Aufwachreaktionen kommen.
Natürlich wird angenommen, dass die Fenster geschlossen sind, also im Raum nur noch 75 dB statt 90dB wirken. Und wer in den Süden gezogen ist, gerade weil er nur bei offenen Fenster schlafen kann? Zum Vergleich: Gemäss einer kürzlich veröffentlichte ETH-Studie finden die 10% Aufwachreaktionen bereits bei 55dB (viermal so leise) statt.
Ein durchschnittlich Wecker weckt uns mit 70dB. Also ist es ein absoluter Unsinn zu behaupten, dass bei einem Innenlärm von 75dB 90% friedlich weiterschlafen. Aber auf diesem Unsinn basiert der ZFI! Die Massnahmen, die Rita Fuhrer anlässlicher ihrer Info-Veranstaltung vorschlug, lösten im Saal lautes, wenn auch verzweifeltes Lachen aus: «Wenn der Index einmal erreicht wird, dann muss man zuerst einmal analysieren, wo der Lärm her kommt!» und: «Wenn der Lärmindex überschritten wird, muss man im Parlament diskutieren, was man dagegen machen kann.»

Karsten Rohweder, Egg

ZOL, 16.10.2006


Leserbrief zum Artiklel: «Analyse: Plafonierung von Anflügen auf den Zürcher Flughafen», TA vom 13.10.2006

Ruhe im Rechtsstaat

Als eingefleischte, seit bald drei Jahren intensivst leidende Fluglärmopfer aus Schwamendingen unterstützen wir das Fazit von Hans Würgler-Zweifel. Regierungsrätin Rita Fuhrer, sollte diesen Zürcher Professor ins Boot  unserer  Zukunft nehmen, damit sie vom ZFI-Sturzflug mit Bruchlandung auf der Piste 34 Abstand nehmen kann. Wir sind über dreissig Jahre in Schwamendingen zu Hause und haben Angst! Wir möchten endlich wieder in Ruhe – als stolze Bürger des Rechtsstaates Schweiz – leben können.

Elisabeth & Roy Müller, Zürich
 

TA, 19.10.2006, Seite 22


Beim Auftritt von Regierungsrätin Rita Fuhrer im Schinzenhof waren leider nur knapp 40 Zuhörer zugegen, was sicherlich dem Umstand zuzusprechen ist, dass das Volk seit Jahren von der Regierung verschaukelt wird. Ein äterer Redner aus Horgen tat dies auch kund und verwies darauf, dass die Unique Lärmbelastungsforderungen nicht bestreitet, aber erst zahlen wird, wenn sie wirklich muss. Alt Regierungsrat und Ständerat Hans Hofmann stellte in diesem Zusammenhang ein paar interessante Aspekte ins rechte Licht. Heute wird vieles nicht mehr durch die Politiker oder das Volks entschieden, sondern durch die Richter. Die Unique ist sich dessen bewusst und kann die ganze Problematik auf die lange Bank schieben. Rita Fuhrers Ausführungen waren teilweise interessant. Wenn man aber berücksichtigt, dass die Zuhörerschaft fast alles schon wusste, dann hätte ihr Vortrag nach zehn Minuten beendet sein müssen.
Auch bei der Beantwortung der zum Teil unangenehmen Fragen wurde man den Verdacht nicht los, dass Rita Fuhrer in erster Linie bedacht war, einigermassen geschickt über die Runden zu kommen. Schade. Mit ihren Auftritten beweist sie zwar Mut, der aber bei brenzlichen Fragen zu einer subtilen inneren Unruhe führt,welche eine gewisse Aggressivität nicht zu unterdrücken vermag. Es ist sicherlich interessant, wenn sie erklärt, dass Basserdorf am Flughafen die grösste Bevölkerungszuwachsrate hatte. Solche Beispiele sind aber gefährlich: Es gibt noch andere Gemeinden an ruhigen Lagen im Kanton Zürich, die ebenfalls markante Bevölkerungszuwachse zu verzeichnen hatten (zum Beispiel Bonstetten), wobei man noch andere Aspekte berücksichtigen muss: Wenn man zum Beispiel die Landreserven im Jahre 2000 von Basersdorf einerseits und Rüschlikon oder Küsnacht andererseits miteinander vergleicht, kommt man zum "verblüffenden" Schluss, dass Rüschlikon oder Küsnacht selbst bei optimalsten Voraussetzungen schlicht nicht mehr 20 Prozent zulegen können.
Die Antwort auf die Hauptfrage, warum der sinnvolle und mögliche gekröpfte Nordanflug noch immer nicht eingeführt wurde, blieb Rita Fuhrer leider einmal mehr schuldig.
Otto Gerber, Wädenswil

ZSZ, 20.09.2006

 

Befremdliches Polizeiaufgebot
Es ist schon erstaunlich, dass in allen Zeitungen Rita Fuhrers extrem befremdliche Sichtweise ihrer angeblich so erfolgreichen ZFI-Tournee absolut unkritisch wiedergegeben wird.
Alle, die so eine Veranstaltung besucht haben, wissen, dass es reines Wunschdenken von Frau Fuhrer ist. Was hat der ZFI, der auch von Experten hart kritisiert wird, den Steuerzahler bisher gekostet? Was für eine Steuergeldverschwendung eines Parteimitgliedes der Steuergelderspar-Partei SVP! Beispiel Affoltern: Für 10 Besucher wurden 30 Kantonspolizisten aufgeboten. Von den 10 Zuhörern waren 5 Bodyguards in Zivil. In Maur waren wir - als Direktbetroffene - logischerweise mehr Zuhörer. Mich hat das Aufgebot von Polizei und privaten Bodyguards sehr beeindruckt und befremdet. Es war doch eine Versammlung in meiner Wohngemeinde - und plötzlich werde ich als potentielle Verbrecherin eingestuft.
Seit drei Jahren werde ich fast täglich um 6 Uhr geweckt, obwohl wir auf eigene Rechnung Schallschutzfenster eingebaut haben. Wie schlimm muss es erst in Gockhausen und Schwamendingen sein, wo die Flugzeuge noch niedriger über die Dächer fliegen. Vom Baby bis zum alten Menschen werden alle aus dem Schlaf gerissen oder können nicht einschlafen, wenn die Abendanflüge über Süden abgewickelt werden.
Heide Boesch, Forch

ZSZ, 13.10.2006

 

Und dann wurde er doch noch gefunden: Der einzige Leserbrief der den ZFI in höchsten Tönen lobt. Auch diesen Leserbrief wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Verfasser:
Benno Maechler, Stäfa
Der Name sagt Ihnen nichts? Vielleicht jetzt?
Benno Maechler, Stäfa, Präsident «KOMITEE WELTOFFENES ZUERICH»

Der ZFI schafft eine solide Basis
Aus den Reihen der Fluglärmorganisationen wird derzeit aus vollen Rohren gegen den Zürcher Fluglärmindex (ZFI) geschossen. Dieser erbitterte Widerstand ist gerade aus der Sicht der betroffenen Bevölkerung unverständlich. Der Index setzt der Entwicklung des Flughafens Zürich enge Grenzen, während unsere Nachbarländer ihre Flughäfen gleichzeitig ausbauen, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden und ihre Wirtschaft anzukurbeln. Wenn schon, müsste die Frage gestellt werden, ob sich unser Land, das seinen Wohlstand im Wesentlichen seinen internationalen Verbindungen verdankt, solche Einschränkungen überhaupt leisten kann. Anders als die fatalen Plafonierungs-Initiativen bietet der Fluglärm-Index aber eine gute Basis für einen tragfähigen Flughafen Kompromiss. Vorausgesetzt, auch die Fluglärmgegner werfen Häme und pauschale Verunglimpfung endlich über Bord und bieten Hand zu einer sachlichen, lösungsorientierten Diskussion.
Benno Maechler, Stäfa

ZSZ, 11.10.2006

Anstelle eines VFSN-Kommentars zwei Anregungen, die Herrn Maechler hoffentlich weiterhelfen:

  • «Dieser erbitterte Widerstand ist gerade aus der Sicht der betroffenen Bevölkerung unverständlich.»
    Die Betroffenen wären noch so froh um jede brauchbare Lösung. Nie würden sie Massnahmen oder Instrumente bekämpfen, die ihnen nützen. Was lässt sich also daraus schliessen, dass der ZFI gerade von den Betroffenen so vehement bekämpft wird?
  • «Vorausgesetzt, auch die Fluglärmgegner werfen Häme und pauschale Verunglimpfung endlich über Bord und bieten Hand zu einer sachlichen, lösungsorientierten Diskussion.»
    Das ist mit der sehr sachlichen HEV-Analyse des ZFI geschehen. Bitte lesen, Herr Maechler. (Dass der ZFI nur für den Flughafen, nicht aber für die Betroffenen zu einer Lösung führt, das ist nicht der Fehler der Betroffenen, sondern die grosse Schwachstelle des ZFI.)


Und hier noch zwei nicht veröffentlichte Leserbriefe:

Ich bin begeistert vom neuen ZFI. Da eröffnen sich Möglichkeiten! Der Index besteht ja im Kern aus dem LEQ16, welcher ein einzelnes Lärm-Ereignis auf 16 Stunden verteilt, rein rechnerisch, und er wird verknubbelt mit dem Gefühl des Gestörtseins aus Umfragen, die nichts mit der Aktualität zu tun haben.

Der ZFI gibt also, rein praktisch gesehen, die Möglichkeit, mit einer Atombombe keinen einzigen Menschen zu stören: Der Knall ist eine Sekunde, das wird beim Verschmieren auf 16 Stunden ein leises Rauschen von Blättern im Wind, und das ist wunderbar romantisch. So romantisch, dass wir uns fragen sollten, ob wir den ZFI nicht exportieren sollten, oder lizenzieren. Stellen Sie sich mal die Leute in Hiroshima vor, wie froh die sind, wenn die wissen, dass es keinen Atombombenknall gab, ergo auch gar keinen Abwurf der Bombe, und damit auch überhaupt keine Zerstörung. Keine Ruinen, keine Toten.
Nur eitel Sonnenschein, und das alles dank dem genialen ZFI, mit dem sich das alles sicher berechnen lässt, ganz einfach, sofern man mit Logarithmen, Statistiken und umgedeuteten Umfragen umgehen kann.

Damit wird die Zerstörung einer ganzen Stadt rückgängig gemacht, die Amerikaner werden aus ihrer Schuld befreit, die Japaner können zu trauern aufhören, der Groll verflüchtigt sich, Friede herrscht, und leise rauscht der Wind durch die Wipfel die Bäume, die nun wieder stehen.

Daran denke ich morgens um 6.03 Uhr

Laurenz Hüsler, Egg

 

Als Gegenvorschlag zur Plafonierungs-Initiative und der Behörden-Initiative taugt die mathematische Zauberformel ZFI, welche uns als Pionierleistung verkauft wurde, rein gar nichts:

1. Der ZFI dient ausschliesslich den Interessen der Zürich Flughafen AG und müsste ehrlicherweise mit "Freie Fahrt für freie Bürger" betitelt werden.

2. Von einer Pionierleistung kann keine Rede sein. In München wird dieses System nämlich schon angewandt, dort heisst es MFI, und wie sich das auf die Anwohner katastrophal auswirkt, ist in diversen deutschen Zeitungen zu lesen.

3. Dank der Flotten-Mix Klausel würden wir mit bedeutend mehr Lärm und Umweltverschmutzung zu rechnen haben. Nämlich, leisere Fugzeuge = weniger Lärm = deutlich mehr Flugzeuge. Die "stillen" Flugzeuge sind dann 3 Dezibel leiser, dafür werden wir 10 Mal mehr Flugbewegungen zu erdulden haben. Der ZFI ist eine Mogel-Packung ersten Ranges! (Nämlich für den Flughafen und gegen das Volk).

Wir haben die mathematische Formel sehr wohl begriffen und auch die "transparente" Politik von Frau R.R.Fuhrer durchschaut. Deshalb war bei ihren Vorträgen die Besucherzahl, selbst in den betroffenen Gebieten, nicht unbedingt sehr gross. Gut informierte Leute wollen sich ja nicht während 2 Stunden mit nichts sagenden Exkursen langweilen lassen! 

Im Übrigen, wird sich die Wirtschaftsleistung der Schweiz dann erhöhen, wenn unsere Firmen dank guter und bester Ausbildung des Personals imstande sein werden, Spitzen-Produkte anzubieten. Investieren sollte man deshalb nicht in Flughäfen und Billig-Airlines (Berlin Air Hub in Kloten lässt grüssen), sondern in unsere Bildung und Ausbildung. Dann werden auch amerikanische und asiatische Kaufleute, trotz Plafonierung der Flugbewegungen, den Weg in die Schweiz finden. Unsere Schweizer-Anbieter und unsere Schweizer-VerkäuferInnen werden es uns danken.

Ursula Hofstetter Forch