Baulärm contra Fluglärm (Leserbriefe TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Leserbriefe «Tages-Anzeiger» vom 3.8.2006, Seite 17, zum Artikel "Mehr Klagen wegen verfrühten Baulärms", TA vom 28. 7.:

Die Klagen wegen zu frühen Baulärms haben also während der heissen Sommertage erheblich zugenommen. Die Betroffenen können sich nun vielleicht vorstellen, was es heisst, täglich um 6.04 Uhr durch den Lärm der illegalen Südanflüge aus dem Schlaf gerissen zu werden, und zwar mit über 80 Dezibel pro Überflug. Und das nun schon seit über 1000 Tagen. In Zürich werden die Baulärmsünden mit Ordnungsbussen geahndet, in Bern wird auf die vielen, seit nunmehr bald drei Jahren hängigen Südanflugbeschwerden nicht einmal eingetreten. Irgendwie schizophren und eine klare Verweigerung des rechtlichen Gehörs. Ich jedenfalls habe das Vertrauen in unseren vermeintlichen Rechtsstaat längstens verloren.

FRANZ WETTSTEIN, GOCKHAUSEN


Ein Leserbrief der offenbar so treffend ist, dass er vom Tages-Anzeiger nicht veröffentlicht wurde:

Mich erstaunt es nicht mehr, dass wir Menschen immer weniger Toleranz zeigen gegenüber dem täglichen Raubbau an unserer Lebensqualität. Überall und zunehmend werden wir mit Lärm eingedeckt. Sei es durch Baulärm oder von anderen Lärmquellen.

Es wird gebaut oder besser gesagt einmal aufgerissen, dann geschieht ein paar Tage kaum mehr etwas. Tage später werden dann die schweren Geräte eingesetzt, mit viel Lärm und Getöse wird weitergearbeitet. Nachdem auch noch die letzte Telefonleitung verlegt wurde, fängt das ganze wieder von Hinten an, zuschütten, einstampfen, teeren, markieren etc. So sind die halben Sommerferien für die Daheimgebliebenen Tag für Tag eine ganz spezielle „Erholung“. Dies alles ist aber noch der optimale Fall, das heisst es sind keine Tramschienen involviert, denn dann wird es ganz fatal, siehe Bahnhofplatz oder den Tessinerplatz. Eine solche Totalsanierung artet fast zur „never ending story“ aus.

Seit rund drei Jahren kann ich sehr wohl nachvollziehen, was es heisst, tagtäglich mit viel Lärm und Pfeifen aus dem wohlverdienten Schlaf aufgeschreckt zu werden. Leider gibt es in unserem Fall doch einige gravierende Unterschiede zu den Punkten, welche im o.e. Artikel aufgeführt wurden:

  • Wir werden nicht während einer mühseligen aber absehbaren Bauphase gestört sondern jeden Tag, jahrein, jahraus seit bald drei Jahren
  • Unser verschreckter Blick auf die Uhr findet bereits um 06.02 Uhr statt und nicht 06.48 Uhr
  • Wir werden auch am Wochenende nicht in Ruhe gelassen, nein dann werden wir erst recht unserer wohlverdienten Erholungszeit beraubt. Von 06.00 – 09.00 Uhr am Morgen und zunehmend am Sonntagabend von 20.00 Uhr – ca. 24.00 Uhr werden mit uns ein nicht unerheblicher Teil der Zürcher Bevölkerung terrorisiert.
  • Wir werden nicht von den ersten lärmenden Baumaschinen aufgeschreckt, nein bei uns donnern die ersten Langstreckenjet fast durchs Schlafzimmer
  • Bei uns macht sich keine verständnisvolle Sprecherin der Stadtpolizei Gedanken wie die gesetzliche Ruhezeit von 19.00 Uhr bis 07.00 Uhr eingehalten werden kann
  • Im Fall der Südanflüge präzisiert keine Versicherungs- oder andere Bundesanstalt ihre gut gemeinten Ratschläge: … dass die Flugzeiten im Rahmen des Gesetzes verschoben werden sollen – denn dann hätte es nie Südanflüge gegeben und es würde auch in Zukunft keine geben. Wie meint doch im o.e. Artikel die SUVA-Sprecherin wohltuend: „Auch der Schutz der Anwohner sei wichtig“

Warum sollen gesetzliche Ruhezeiten von einer 12-stündigen Dauer (von 19.00 Uhr – 07.00 Uhr) nur für das Baugewerbe gelten und im Flugbetrieb soll fast alles erlaubt sein? Warum ist der Schutz der Anwohner nur bei Bauarbeiten wichtig aber im Flugverkehr nur von untergeordneter Bedeutung? Ich befürworte aus diesem Grund die „Volksinitiative für eine realistische Flughafenpolitik“, welche für den Flugbetrieb in Kloten u.a. auch eine Nachtruhe von 9 Stunden fordert.

ARMANDO CONRAD - CAMENZIND, ZUMIKON



Leserbriefe «Tages-Anzeiger» vom 3.8.2006, Seite 17, zum Artikel "Gegen mehr Flugbewegungen", TA vom 28. 7.:


Plafonierung heisst, dem Wachstum Grenzen zu setzen. Laut der Isopublic-Umfrage möchte das Zürchervolk, dass die Zahl der Flugbewegungen auf dem Flughafen Zürich so bleibt, wie sie ist. Das wäre eine Plafonierung auf 265 000 Flugbewegungen im Jahr. Was kommt diesem Wunsch nun näher: die nahe liegende Forderung der Initiative (250 000 Bewegungen) oder der schwammige Gegenvorschlag der Regierung, welcher mit der «Plafonierung des Lärms» Sand in die Augen der Bevölkerung streut und jeglichem Wachstum unseres Flughafens samt Pistenveränderung Tür und Tor offen lässt?

SUSANNE RIHS-LANZ GLATTFELDEN


Im TA-Artikel zur Isopublic-Umfrage verbreitete Isopublic-Geschäftsführer Matthias Kappeler einmal mehr das Märchen der 120 000 Stellen, welche direkt und indirekt vom Flughafen Zürich abhängen. Gemäss der Infras-Studie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung des Flughafens sind die direkt abhängigen Arbeitsplätze (also Airport-related, Airline-related, Gastro- related) für das Jahr 2004 18 010 Arbeitsplätze, die indirekt abhängigen Arbeitsplätze werden mit 8310 angegeben. Direkt und indirekt abhängige Stellen sind also nicht 120 000, sondern 26 320 Arbeitsplätze. Das ist immer noch respektabel, aber hier hatten die Befragten Recht und der Befrager Unrecht.

ROBERT BRUNNER, STEINMAUR Kantonsrat Grüne