Diskussion über Risiko nötig (Leserbriefe TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Einmal mehr wird mit Südstarts über der «reichen» Goldküste mehr Sicherheit suggeriert und eine «gerechtere» Lärmverteilung impliziert. Dabei betreffen Südstarts bzw. -anflüge primär Opfikon (16400 Einwohner), Wallisellen (14800 E.), Schwamendingen (29500 E.) und teilweise Dübendorf (25700 E.). Mit einem Steuerfuss unter 100 Prozent werden einzig Zumikon, Uetikon a.S. und Männedorf direkt überflogen. Die Goldküste im engeren Sinn wird zu keiner Zeit von Südstarts und -anflügen tangiert. Alle Sicherheitsbedenken haben in erster Linie den unfreiwillig betroffenen Anwohnern am Boden und erst sekundär den kommerziellen Akteuren in der Luft zu gelten. Das Bazl als Aufsichtsorgan wäre gut beraten, endlich die Diskussion bezüglich Risiko (Wahrscheinlichkeit mal Schadensausmass) über dicht besiedeltem Gebiet und Kapazitätsgrenzen eines am Stadtrand gelegenen Airports zu führen. Dass der Flughafen, die Skyguide und die (deutsche) Swiss von einer Begrenzung der Flugbewegungen aufgrund der Besiedelung und der Pistenanordnung nichts wissen wollen, liegt auf der Hand. Dass die Politik und die Aufsichtsorgane sich dieser Grundsatz­debatte seit Jahren verweigern, ist hingegen grob fahrlässig und sträflich. Mit 250000 Bewegungen ist der volkswirtschaftliche Grenznutzen am City-Flughafen Zürich erreicht.
Reto Müller, Zürich

Lebensqualität wird zerstört
Wie vereinbart sich diese Haltung des Chefs Bazl, Peter Müller, mit dem Entscheid des Bundesgerichts vom 22. Dezember 2010, welcher die Südanflüge für unzulässig erklärt und bestimmt, dass die Bevölkerung im Süden von der Flughafen Zürich AG zumindest mit Schallschutzmassnahmen versorgt werden muss? Die Bilanz: Nach fünf Jahren ist keine der Auflagen erfüllt worden. Und nun will der Bazl-Chef kurz vor seiner Pensionierung auch noch Südstarts straight den ganzen Tag einführen, die mindestens zwei- bis dreimal so laut wie die Landungen sind. Diese Südstarts dienen in Tat und Wahrheit nur der Kapazitätssteigerung, und dies über dem am dichtesten besiedelten Gebiet des Kantons Zürich. Wie kann von einem Maximum an Sicherheit gesprochen werden, wenn man weiss, dass sich die meisten Flugunfälle bei Landungen und Starts ereignen? Der Südstart straight wird einen massiven negativen Einfluss auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinden im Süden haben. Ohne Zweifel zerstört der Südstart straight die Lebens- und Wohnqualität für die betroffene Bevölkerung und ist darum vehement mit allen Mitteln und auf allen Ebenen zu bekämpfen.
Waltraud Borsodi, Egg

Leserbriefe Tages-Anzeiger, 12.08.2015, Seite 10