«Einige Mitglieder sind nach zwölf Jahren Kampf desillusioniert» (ZSZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Eine Begegnung mit dem «obersten Schneiser» zeigt, dass sich die Arbeit des Vereins geändert hat. Medienpräsenz hat nicht oberste Priorität. Doch auch Matthias Dutli vertritt die Position der Südschneiser unnachgiebig.

Seit März 2014 ist Matthias Dutli Präsident des Vereins Flugschneise Süd – Nein (VFSN). Dass er den Verein nicht mit der gleichen Intensität führen wird wie sein Vorgänger Thomas Morf, war von vornherein klar. «Ich bin mit meinem Elektroinstallationsgeschäft voll eingespannt», sagt er. Als er gewählt wurde, hoffte Dutli, er könne sein Pensum im Geschäft reduzieren. Das hat nicht geklappt. Er versucht nun Arbeit und Präsidentschaft so gut wie möglich zu vereinbaren Die Arbeit als Präsident neben seiner 100-Prozent-Arbeitsstelle sei sehr zeitintensiv. Zumal der Vorstand des VFSN noch immer nur aus drei Personen besteht. Dies, obwohl der Verein über 5000 Mitglieder hat. Der Kampf dauert nun schon zwölf Jahre, die Mitglieder sind älter geworden. Einige seien desillusioniert, andere weggezogen oder hätten sich wohl oder übel an die Situation gewöhnt, erklärt Dutli. Entsprechend höre man weniger vom Verein. Dutli mag ein ruhigerer Mensch sein als Thomas Morf. Doch in der Sache ist er genauso hart, ein Schneiser der ersten Stunde. Er redet sich ins Feuer, wenn es um die Südschneise geht. Die Einführung der Südanflüge beruhe auf Notrecht, das sei nicht sein Verständnis von einem Rechtsstaat.

Kein Dialog mehr

Der Kontakt mit den Bürgerorganisationen in den anderen Regionen ist zuletzt eingeschlafen. Mit dem Süden könne man nicht reden, heisst es immer wieder von Politikern und anderen Gruppierungen. «Das wurde allerdings von jenen, die das behaupten, auch gar nie angestrebt», sagt Dutli. Im Gegensatz zu ihnen habe der Süden, sowohl der VFSN als auch die Stiftung gegen Fluglärm aus Gockhausen, den Dialog mit Ost, West und Nord gesucht.

«Wir waren uns sicher, dass wir einige Forderungen gemeinsam würden unterschreiben können, wie etwa eine Verlängerung der Nachtruhe oder die Bekämpfung einer Erweiterung des Flugverkehrs. Doch wir mussten erfahren, dass die anderen Organisationen einer Kapazitätssteigerung der Flüge nicht abgeneigt sind», hält der Präsident fest. Viele würden gemäss Dutli auf dem Flughafen arbeiten. «Mehr Flüge sind für sie absolut in Ordnung, bloss den zusätzlichen Lärm wollen sie nicht haben», sagt er. Von fairer Fluglärmverteilung zu sprechen, sei sowieso zynisch. Es sei erwiesen, dass zu viel Fluglärm krank mache. «Es ist absurd, von Gerechtigkeit zu sprechen, wenn möglichst viele Leute davon betroffen wären.»

Ebenfalls ein wichtiges Anliegen des VFSN ist die Sicherheit. «Der Süden ist nun mal am dichtesten besiedelt», sagt Dutli. Anhand von Flugzeugunfällen an anderen Orten könne gezeigt werden, wie verheerend ein Absturz im Süden wäre.

Der VFSN hat eine spezielle Berechnung aufgestellt. «Nehmen Sie das Beispiel des Flugzeuges, das vor ein paar Monaten in Taipeh eine Brücke gerammt hat. In den anderen Regionen rund um den Flughafen Zürich wäre das Flugzeug an derselben Stelle im freien Feld gelandet. Im Süden hätte es genau das Schulhaus Leutschenbach in Zürich getroffen», hält Matthias Dutli fest. Viele hielten solche Vergleiche für zynisch, doch sie entsprechen eben der Realität, meint er.

Dem Flughafen zugedient

Für die kürzlich präsentierte Konsenslösung hat Matthias Dutli null Verständnis. Die Organisationen in den anderen Regionen spielten mit dem neuen Plan der Südstarts von 10 bis 14 Uhr nur dem Flughafen in die Hände. «Der Flughafen will 410\'000 Bewegungen pro Jahr. Das ist doch gar nicht nötig», meint Dutli. Der VFSN sei nicht gegen den Flughafen, sondern für einen vernünftigen Flughafen. 260\'000 Flugbewegungen würden reichen. Ein internationaler Hub sei nicht nötig, damit Kloten überlebt, ist Dutli überzeugt.

Dennoch: Der Süden steht mit seinen Positionen isoliert da. «Das ist leider so. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Aber aufgeben werden wir nicht», sagt Matthias Dutli.

ZSZ, 23.07.2015