Die alte Platte (Leserbriefe TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Swiss-Chef Harry Hohmeister kritisiert die Zustände, welche das deutsche Unternehmen Swiss in der Schweiz hat. Dabei geht es ihm gar nicht um die von ihm zitierte Schweizer Volkswirtschaft, sondern   nur um das Unternehmen, welchem er vorsteht. Möglichst noch mehr Flüge, mehr Profit, viele zusätzliche Umsteigepassagiere aus Russland, Polen, und dem ehemaligen Ostblock, Deutschland, Italien etc., damit er seine überdimensionierte Überseeflotte füllen kann. Für den Schweizer Markt ist das Unternehmen Swiss sowieso zu gross und kann ruhig redimensioniert werden. Die Economiesuisse unterstützt Hohmeister noch, obwohl die Wirtschaft von den Umsteigern keinen grossen wirtschaftlichen Nutzen hat. Diesen Unsinn mit einem Super-Hub in Kloten hatten wir schon einmal, deshalb ist das Ganze nur ein Déjà-vu. Die Wirtschaft sollte endlich eine neue Platte auflegen, denn Parolen wie Flughafenausbau für ein Wirtschaftswachstum, Parallelpisten gegen Arbeitsplatzabbau etc. ziehen bei der Bevölkerung schon lange nicht mehr.
Max Siegel, Riedt-Neerach

Anwohner werden vergessen.
Es ist das gute Recht von Swiss-Chef Hohmeister, sich Gedanken über die Zukunft des Flughafens Zürich zu machen und sich zu beklagen. Er kann sich sicher sein, dass sein Hilferuf beim Bundesrat, der Vereinigten Bundesversammlung und dem Zürcher Regierungsrat gehört wird und dass man ihm nach Kräften helfen wird. Anders sieht es bei der Bevölkerung im Süden und Osten des Flughafens aus. Diese hat man quasi an den Flughafen und die Airlines zum Nulltarif verkauft. Die 50\'000 Anwohner in beiden – vor sieben Jahren per Nacht-und-Nebel-Aktion neu geschaffenen oder ausgebauten – Anflugzonen haben keine Lobby. Sie werden jeden Tag in den sensiblen Randstunden mit viel Lärm an ihre missliche Situation erinnert. Erinnern wir unsere Volksvertreter per Stimmzettel an ihre Aufgabe; im Frühling 2011 ist es wieder möglich.
Giordano Pauli, Zürich

Hub ins Ausland verlegen.
Die seit sieben Jahren vom Südanflug geplagte Zürcher Bevölkerung hätte nichts dagegen, den von der Swiss in Zürich gewünschten Hub nach München, Wien oder vielleicht Stuttgart zu verlegen. Der Schweiz würde der in den weltweiten Rankings an vorderster Stelle rangierende Flughafen vollauf genügen. Motto: Schweizerisch klein, aber fein. Von den Umsteigern aus ganz Europa herangekarrt, hat die Schweiz keinen Vorteil, sondern nur den Lärm und die Umweltverschmutzung. Kaum zu glauben, wie unsensibel sich die in deutscher Hand befindende Swiss gegenüber den vielen Tausenden Betroffenen verhält, anstatt sich bei ihrer Regierung in Berlin für eine Lösung des Flughafenstreites einzusetzen.
Waltraud Borsodi, Egg ZH

Steuergelder für Wachstumspläne.
Die völlig überzogenen Forderungen des Swiss-CEO zeigen einmal mehr den fundamentalen Interessenkonflikt beim Flughafen Zürich. Ist das Zürcher Luftverkehrskreuz die Renditebasis für deutsche Gesellschaften ohne jede Rücksicht auf Umwelt und Bevölkerung oder ein volkswirtschaftlich wichtiger Verkehrsknotenpunkt, massgeschneidert auf die Schweizer Bedürfnisse? Drohungen aus Deutschland, insbesondere wenn sie die nationale Souveränität tangieren, kommen bei Herrn und Frau Schweizer schlecht an. Und warum sollten wir Stimmbürger zur Befriedigung der Wachstumswünsche deutscher Airlines Milliarden Steuergelder für Pistenverlängerungen investieren, wenn Deutschland gleichzeitig die Kapazität des Flughafens mit der Durchführungsverordnung künstlich einschränkt? Herr Hohmeister stellt seine Forderungen an die falsche Adresse. Das Problem der Kapazität kann zum Nulltarif in Deutschland gelöst werden. Schön, wenn auch unsere Politiker dies endlich begreifen würden.
Ulrich Wydler, Nürensdorf

Tages-Anzeiger,08.10.2010, Leserforum Seite 13