Wer sich nicht wehrt, kann nichts erreichen (Leserbriefe ZOL)

Publiziert von VFSNinfo am
Das «Südlärm»-Problem ist an den Wurzeln zu packen. Anflüge im Süden waren nie vorgesehen, diese wurde unter dem Deckmantel «Notrecht» eingeführt. Wir sollten uns solidarisieren mit der betroffenen Bevölkerung, die verzweifelt ist. Redliche Bürger haben das Vertrauen in die Politik verloren, denn die Südanflüge wurden illegal eingeführt. Fluglärm durch Südanflüge für ewig - das wäre fatal!

Zurück zum alten Flugregime

Eine Einigkeit im Kanton Zürich kann nur dann herbeigeführt werden, wenn das alte Flugregime wieder betrieben wird. Wir hatten immer eine Nordausrichtung, das muss wieder angestrebt werden. Wir wollen den gekröpften Nordanflug. Die einseitige Einführung des gekröpften Nordanfluges ist auf Schweizer Gebiet möglich. Der politische Druck muss massiv erhöht werden. Der Widerstand gegen die Südanflüge muss beibehalten werden.
Wir müssen mit Deutschland geschickt und zäh verhandeln, auch wenn wir ein kleiner Staat sind. Es ist richtig, dass der Kanton Zürich mit Arroganz die ganze Sache herbeigeführt hat. Auch Bundesrat Leuenberger hat uns diesbezüglich keine Dienste geleistet. Zu einer Verhandlung muss man auch eine Forderung mitbringen. Medienpopulismus ist hier nicht angebracht. Die gut nachbarschaftlichen Beziehungen werden aber auch durch den Widerstand erfolg-reicher Personen aus dem süddeutschen Raum gefährdet.

Bundesrat Moritz Leuenberger hat sich geoutet. Er warte ab, wie sich der Kanton Zürich bezüglich der Plafonierungsinitiative entscheiden werde. Der Schwarze Peter liegt nun also beint Kanton Zürich. Ist es nicht an Herrn Leuenberger, Verantwortung zu tragen und die Sache zu verhandeln? Wer sich nicht wehrt, kann auch nichts erreichen. Jüngstes Beispiel hierfür ist die sukzessive Einführung des Wide-left-Turns. Wenn wir uns jetzt nicht dagegen wehren, ist er eingeführt.

Auf die Hinterbeine stehen

Wir müssen auf die Hinterbeine stehen und dafür sorgen, dass qualifizierte und loyale Personen unsere Interessen vertreten. Der gekröpfte Nordanflug ist einzuführen, und die Südanflüge sind sofort einzustellen. Nur so können wir ein Zeichen setzen und das alte, bewährte Regime wieder aufnehmen.

Jacqueline Hofer, Dübendorf

 

Wenig überzeugende Argumente

«Gegen jede Beschränkung», Ausgabe vom 9. Januar

Für Economiesuisse zählt der Schutz der Bevölkerung vor den Emissionen des Flugverkehrs keinen Deut. Die Anwohner im engeren und weiteren Umfeld des Flughafens müssen sich einfach damit abfinden, wenn auch der Flugverkehr ins Unendliche wächst.

Falsche Drohungen

Seine Forderung nach unbegrenztem Luftverkehr begründet der Dachverband der Schweizer Wirtschaft mit denselben Argumenten, welche die Luftverkehrslobby schon in die Welt setzte, als sie die Swissair mit ihrer hirnrissigen Hunter-Strategie unterstützte. Immer noch wird mit der Gefahr schwerer wirtschaftlicher Schäden für unser Land gedroht, falls die Flugbewegungen begrenzt werden, obwohl sich die schweizerische Wirtschaft überraschend schnell von den Folgen des von den Verantwortlichen selbst verschuldeten Zusammenbruchs der nationalen Fluggesellschaft und dem damit verbundenen Verkehrseinbruch in Kloten erholt hat.

Flughafen kein Wirtschaftsmotor

Dem Flughafen kommt deshalb keineswegs die ihm immer angedichtete Rolle des Wirtschaftsmotors der Schweiz zu. Genauso wie andere bedeutende Wirtschaftsregionen, etwa Baden-Württemberg, das sogar ohne jegliche direkte Anbindung an den weltweiten Luftverkehr auskommen muss, wird sich die Schweiz wirtschaftlich behaupten können, wenn Kloten als Drehscheibe an Bedeutung verliert und dort weniger Transitverkehr abgewickelt werden kann. Zudem gibt es noch zwei weitere schweizerische Flughäfen, die notfalls mehr Verkehr aufnehmen könnten und übrigens auch ohne diesen bestens rentieren.

Ein zu hoher Preis

Nur damit der überdimensionierte Flughafen Kloten amortisiert werden kann und noch ein paar ausländische Flugzeuge mit Schweizer Kreuz in der Welt herumfliegen, kann man doch nicht eine ganze Region dem Luftverkehrsmoloch opfern.

 


Die Flugzeuge und ihre Giftstoffe

Zum Leserbrief «Wechsel zu CO2-neutralen Holzfeuerungen?», Ausgabe 16. Januar 2007

Ich gehe mit Leserbriefschreiber Heinz Jäger und seiner Meinung über «CO2-neutrale» Heizungen völlig einig und glaube auch, dass hier ein Umdenken stattfinden muss. Was der Schreibende jedoch unerwähnt liess, sind nebst den Holzheizungsanlagen zwei wesentliche Punkte:

Zum einen sind es die vielen, ebenfalls völlig unkontrollierten Cheminees. Ein weiterer, noch völlig ausser Acht gelassener, aber äusserst bedenklicher Punkt ist der CO,- wie auch der Feinstaubausstoss, der seit über drei Jahren auf der Piste 34 (Süden) und neuestens auf der Piste 28 (Osten) landenden Flugzeuge. Der Flugverkehr ist einer der stärksten Emittenten von CO2 und anderer Luftschadstoffe, der aber bisher nicht in seinem Schadstoffausstoss reguliert wird. Gemäss den Flugzeugdaten verbraucht ein Flugzeug für den Umweg von 70 km über den Süden zusätzlich etwa eine Tonne respektive 1200 Liter mehr Kerosin. Deshalb gelangen pro Flieger etwa 3,2 Tonnen CO„ als Schadstoff zusätzlich über das überflogene Gebiet im Süden und neu auch noch über den Osten. Da die Flugzeuge oft im Zweiminutenabstand ehrfliegen, entspricht dies nach Aussage des Zürcher Flughafendirektors schadstoffrnässig einem schönen, dichten und konstanten Autostau rund um den Zürichsee.
Pro Tonne Kerosin entstehen bis zu 50 Gramm hochgiftiger Feinstaub (PM10). Nach einer in Deutschland durchgeführten Studie (Münster-Osnabrück) sterben in einem durch Flugzeug-Emissionen belasteten Gebiet im Vergleich zum Landesdurchschnitt jähr
lieh 33 Prozent mehr Frauen und 12 Prozent mehr Männer an Lungenkrebs. An Bluthochdruck sterben 36 Prozent mehr Männer und 14 Prozent mehr Frauen, an Leberzirrhose 40 Prozent mehr Männer und 34 Prozent mehr Frauen als in flugfreien Gebieten. Die Lebenserwartung in Flugschneisen liegt nach dieser Studie signifikant unter dem Landesdurchschnitt. Ursache dafür sind die Additive, die dem Flugbenzin beigemischt werden: Chrom- und Calziumsalze, Borsäureester, Phenole, Phosphorsäure und andere. Bei der Verbrennung dieser Stoffe entstehen Dioxin, PCB, Furane, oder Hexachlor-Benzol. Alles Giftstoffe, die hochgradig krebserregend sind.

Auch dies eine völlige Absurdität, die der Bevölkerung zugemutet wird und die ich den verantwortlichen Poliflkerinnen und Politikern vorwerfe.

Auch dies eine völlige Absurdität, die der Bevölkerung zugemutet wird und die ich den verantwortlichen Poliflkerinnen und Politikern vorwerfe.

Waltraud Borsodi, Egg

 


Fuhrer unter deutschem Druck

Wie klug und aggressiv die deutschen Politiker kommunizieren, wird am Beispiel unserer Zürcher Regierungsrätin Rita Fuhrer deutlich. «Lovely Rita» erhielt keinen Liebesbrief aus Stuttgart, sondern eine schriftliche Ermahnung, der «gekröpfte Nordanflug» komme auf keinen Fall in Frage. Zudem machten die Deutschen deutlich: Sie wollen künftig nicht mehr 100000, sondern nur noch 80000 Anflüge über Deutschland nach Kloten. Und sie wollen auch keine Paketlösung, in der man verschiedene Themen, die beide Länder betreffen, behandelt.

Ich wünschte mir, «Lovely Rita» würde einmal einen solchen Brief nach Stuttgart senden, worin sie verlangt: keine Strassen mehr für die Deutschen durch die Schweiz, keine deutschen Klagen mehr über das Atomabfalllager Benken, Leine Forderungen nach durchgehenden Eisenhahnlinien der Deutschen über Schweizer Gebiet, keine deutschen Lastwagen mehr, die unsere Strassen verstopfen. Aber diese Hoffnung eines Fluglärmgeschädigten ist wohl vergebens. Wir Schweizer sind derart höflich, dass ein Hüsteln uns schon als Sturm vorkommt.

Vom Dossierchef Moritz Leuenberger ist wohl auch nichts zu erwarten im Hinblick auf die Flughafenverhandlungen im kommenden März. Bundesrat Leuenberger macht sich mit seinen Vorstössen jetzt intensiv bei der Wirtschaft beliebt, denn er will Kaspar Villiger nicht alle lohnenswerten VR-Sitze allein überlassen. Diese Schweizer Kriecherei vor den Deutschen auf Kosten von 300000 Einwohnern, die vom Fluglärm betroffen sind, ist höchst bedenklich.

Urs R. Dumermuth, Männedorf

ZOL, 17./18.01.2007

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