Der Zürcher Fluglärm-Index in der Kritik (NZZ, ZFI-Leserbriefe III)

Publiziert von VFSNinfo am
Auch in der NZZ erschien eine ganze Reihe Leserbriefe zum ZFI. Alle lehnen diesen klar ab, mit einer Ausnahme: Herr Humbel aus Teufenthal (AG) wehrt sich gegen den GNA (Überflüge in 1000 bis 2000 m Höhe) aber auch gegen jegliche Plafonierung, was dann im Süden im Osten heisst: Weiterhin unzählige Überflüge in nur 200 m Höhe - aber Dank dem Wundermittel ZFI wird alles besser....

Regierungsrätin Rita Fuhrer versuchte in ihrem Auftritt in Maur (NZZ 8.9. 06) vergebens, den Mechanismus des Zürcher Fluglärm-Indexes (ZFI) zu erklären. Eigentlich ist das doch ganz einfach: Es gibt einen Grenzwert der Beschallung, der in «stark» und «schwach» unterteilt. Und sie versicherte uns, dass dieser Grenzwert sehr hoch sei, dass sogar im sogenannten Lärmjahr 2000 nur wenige Leute darunter litten. Der Flughafen dürfte gemäss ZFI nun 47\'000 Personen konstant grenzenlos beschallen, durchgehend von 6 Uhr bis 22 Uhr 30, mit jeder beliebigen Flotte, ungeachtet der Überflugshöhe. Es gibt nämlich, trotz der komplizierten Formel, die eigentlich nur vom Problem ablenken soll, keine weiteren Grenzwerte. Und sollte sich dann noch jemand beschweren, kann Frau Fuhrer gut argumentieren, dass gemäss dem innovativen Instrument ZFI keine Massnahmen notwendig seien. Ende der Diskussion.
Evelyn Zwick (Ebmatingen)


Den Flughafen beschränken, aber doch wachsen lassen und dabei die belärmte Bevölkerung in den Mittelpunkt stellen? Wer an dieser Zauberformel zweifelt, liegt goldrichtig. Es gibt keine Quadratur des Zirkels, und es gibt kein Flughafenwachstum ohne zusätzliche Belastung der Umwelt. Der ZFI verschleiert, dass er ein gewaltiges Wachstum der Flugbewegungen zulässt, bevor die Regierung zugunsten der Bevölkerung aktiv werden müsste. Allein der Einsatz von etwas leiseren, aber immer noch lauten Flugzeugen erlaubt eine gewaltige Steigerung der Flugbewegungen, ohne dass sich der ZFI ändert. Wer da behauptet, der Mensch stehe im Mittelpunkt, ist nicht ehrlich oder hat den ZFI nicht begriffen.
Klaus Naegeli (Ebmatingen)


Umfragen haben ergeben, dass die Zürcher Bevölkerung kein schrankenloses Wachstum des Flughafens wünscht. Nun versucht die Regierung, den Bürgern zu suggerieren, sie beschränke das Wachstum des Flughafens mittels einer Formel, welche die Anzahl der Lärmbetroffenen in den Mittelpunkt stelle. Sie bringt aber mit Sicherheit keine Einschränkung des Flugverkehrs, sondern ermöglicht eine massive Zunahme. Dem ZFI liegt der gemittelte Lärmpegel über 16 Stunden zugrunde. Man weiss sogar in Politikerkreisen längst, dass er zur Erfassung der wirklichen Fluglärmbelastung denkbar ungeeignet ist. Der Gegenvorschlag des Regierungsrates ist eine Mogelpackung, und es ist zu hoffen, dass unser Kantonsparlament begreift, dass man die Bevölkerung nicht für dumm verkaufen darf. Von einem echten Gegenvorschlag zur Plafonierungsinitiative kann jedenfalls nicht die Rede sein. Dem ständigen Berichterstatter der NZZ in Flughafenfragen sei etwas mehr kritische Distanz zur obrigkeitlichen Flughafen-Euphorie gegönnt.
Thomas Brender (Ebmatingen)


Der Zürcher Fluglärm-Index ist nicht, wie die NZZ in der Ausgabe vom 7./8.10.06 schreibt, die einzige Alternative. Wenn nur der wirtschaftliche Aspekt in Betracht gezogen wird, dann kann der ZFI eine Alternative sein, denn der ZFI würde ja den Flugverkehr im Moment und auch über die nächsten Jahre nicht beschränken. Bringt man jedoch die diversen Kosten wie Lärm, Luftverschmutzung usw. ins Spiel, dann kann eine andere Alternative durchaus restriktiver sein und dem Umstand Rechnung tragen, dass der Flughafen sehr nahe an der Stadt Zürich und der deutschen Grenze liegt. Unter diesen Umständen muss der Flugbetrieb im Flughafen Zürich optimiert und nicht maximiert werden. Der ZFI alleine reicht dazu nicht aus.
Andy Nigg (Uetikon am See)


Hat Frau Fuhrer eigentlich vergessen, dass sie auch noch ein Amt als gewählte Regierungsrätin auszuüben hat? Stattdessen verbeisst sie sich im Auftrag des Flughafens zu 100 Prozent in den von allen Seiten kritisierten ZFI. Sie verschleuderte unsere Steuergelder mit absolut ineffizienten ZFI-Info-Veranstaltungen: Entweder kam niemand, oder Rita Fuhrer sah sich über 200 geplagten und enteigneten Menschen gegenüber, die über den ZFI deutlich besser informiert waren als sie selber. Ihre eigentlichen Aufgaben als Regierungsrätin werden währenddessen sträflich vernachlässigt. Die SVP macht sich unglaubwürdig, wenn sie ihrem Parteimitglied Rita Fuhrer nicht bald einmal gründlich die Leviten liest.
Anita Valentino-Mettler (Dübendorf)


Der Fluglärm-Index ist nützlicher als Plafonierungen. Im Kanton Aargau beobachtet man mit Argusaugen, wie die Regionen im Osten und im Süden des Flughafens versuchen, mit dem gekröpften Nordanflug den schwarzen Peter weiterzuschieben. Unsere Nachbarn jenseits des Rheins lachen sich ins Fäustchen. Zumal wenn sie von den teilweise unflätigen Attacken auf die Zürcher Regierungsrätin Rita Fuhrer hören. Der Fluglärm-Index ist nämlich um Längen besser als der ihm von den Gegnern angehängte Ruf. Es ist ja wohl klüger, die Fluglärmproblematik an der Wurzel zu packen, als mit platten Plafonierungen den Flughafen zu schädigen. Da kann sich die deutsche Konkurrenz nur freuen. Aber noch bleibt zu hoffen, dass der Europäische Gerichtshof die einseitige deutsche Verordnung als unvereinbar mit den bilateralen Verträgen erklärt.
Kurt Humbel (Teufenthal AG)